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Banfe im Nationalpark Kellerwald
Sieckerquelle, Ursprung eines Baches

Die Quelle, Geburtsort des Baches.
Mit dem Begriff “Quelle” werden die Stellen bezeichnet an denen Grundwasser zu Tage tritt und abfließt. Dies kann unter hohem Druck an einem Hang (Sturzquelle) geschehen, oder in einer Mulde (Tümpelquelle) zutage treten, um über den Muldenrand als Bach abzufließen. Die weitaus meisten Bäche entstehen durch Sickerquellen, deren Wasser meist unauffällig an mehreren Stellen durch das Erdreich zutage tritt. Diese Rinsale werden auf ihrem Wege durch weitere seitlich zufließende Quellrinsale gespeist, was zur Bildung eines Baches führt. Diese unspektakuläre Entstehungs- weise (siehe nebenstehendes Bild) trifft auch auf die meisten Bäche im Nationalpark Kellerwald zu.
Leben aus der Dunkelheit
In derartigen Quellrinnsale findet man eine ungewöhnliche, jedoch artenarme Tierwelt. Die hier vorkommenden Arten gehören zur lichtscheuen Grundwasserfauna wie die Höhlenassel, der Höhlen-

flohkrebs und verschiedene Strudelwürmer. Es handelt sich um aus den Untergrund ausgeschwemmte Tiere, die sich am Tage unter Steinen verstecken und Nachts von feinen organischen Pflanzenresten ernähren. Entsprechend des dunklen Lebens-
raumes aus dem sie herausge-
schwemmt wurden, sind sie durch einen farblosen Körper und das Fehlen von Augen gekennzeichnet

Quellschnecken
Zu den typischen Quelltieren gehören auch die winzigen Quellschnecken der Gattung Bythinella. In Deutschland wurden verschiedene Arten nachgewiesen, die in der Regel jedoch geographisch voneinander getrennt vorkommen. In vielen Quellen des Nationalparks Kellerwald konnte die Art Bythinella dunkeri (Dunkers Quellschnecke) nachgewiesen werden. Diese erreicht .eine Gehäuse-  

Quellbereich eines Baches am Bloßenberg
Dunkers Quellschnecke (Bythinella dunkeri) Höhlenflohkrbs (Niphargus fontanus)
Erbsenmuschel (Pisidium casertanum

größe von (Höhe x Breite) 3 x 1,6 mm und lebt in sauberen Quellen und Quellbächen kalkarmer Mittelgebirge wie dem Kellerwald. Abseits des Quellbereiches, im stark strömendem Wasser finden wir auf Steinen die Algen abweidente Flussnapfschnecke (Ancylus fluviatilis) die durch ihr mützenartiges Gehäuse leicht zu erkennen ist. Wie die Schnecken gehören auch die Muscheln zu den Weichtieren. Versteckt im Bachsediment leben die nur wenige Millimeter großen Erbsenmuschel (Pisidium casertanum), die kleinste organische Partickelchen aus dem Wasser zur Nahrungsaufnahme herausfiltrieren. Hierbei  sind sie nur ein kleiner Teil der vielen Kleinorganismen, die mit dem Abbau und zersetzen von organischem Material beschäftigt sind. 

Materialzersetzer
Aus der Gruppe der Zersetzer sind insbesondere der Gemeine Bachflohkrebs (Gammarus pulex) hervorzuheben. Ohne ihre rege Tätigkeit könnte die in den Bach eingetragene organische Masse (z.B. Blätter) nicht so schnell abgebaut werden..Interessant ist,

Flußnapfschnecke (Ancylus fluviatilis) Gemeine Bachflohkrebs, Gammarus pulex
Eintagsfliegenlarve (Ecdyonuvus forcipula) Steinfliegenlarve Perla marginata
Ansammlung von Köscherfliegenlarvengehäusen unter einer Steinplatte Taumelkäfer (Gyrinus substriatus)

dass Blätter von Bäumen, die natürlicher-
weise im Umfeld des Baches vorkommen wie z.B. der Schwarzerle, bevorzugt befressen werden. Ebenfalls von organi-
schen Material ernähren sich die Eintags-
fliegenlarven, die teils durch eine extrem flache Körperbauweise (Stromlinienförmig) der stärksten Strömung angepasst sind  Arten wie die Köcherfliegenlarven, bauen sich aus kleinen Sandkörnern einen Köcher, der den weichen empfindlichen Hinterleib schützt. Damit sie nicht von der Strömung davonge-
tragen werden, verankern sie ihr Gehäuse mit Gespinstfäden an der Unterseite von Steinen. Auch sie gehören zu den Zersetzern von organischen Material. Steinfliegenlarven wie die abgebildete Art “Perla marginata” gehören zu den gefräßigen Räubern in der Lebensgemeinschaft eines Baches. Bevor-
zugte Beuteobjekte dieser Larven sind nahezu alle erreichbaren Insektenlarven, wobei der Hauptteil aus Zuckmücken- und Eintagsfliegenlarven besteht. Mit etwas Glück kann man in ruhigeren Bachbuchten  Taumelkäfer Gyrinus substriatus) auf der Wasseroberfläche schwimmen sehen. Ihre glänzenden Flügeldecken reflektieren das Licht, sodass sie wie durcheinander wirbelnde Lichtpunkte, die auf der Wasser-
oberfläche ihre Kreise ziehen, aussehen. Mit ihren zweigeteilten Augen können sie die Wasseroberfläche und den Unterwasser-
bereich zur gleichen Zeit beobachten und nach kleinen Beutetieren absuchen...

Natürlicher Bachabsturz am Banfebach Wasserfall mit verschiedenen Moosgesellschaften im Spritzbereich

Bachabstürze
Schwarzerlenwurzeln (siehe Bild oben) geben der Bachsole einen natürlichen dauerhaften Halt, auch bei Bachabstürzen. Der entstandene kleine Wasserfall sorgt für einen hohen Sauerstoffeintrag im Wasser, der für viele Bachbewohner überlebenswichtig ist. Im Spritzwasserbereich entwickeln sich wichtige Lebensräume für Moose und verschiedene Tierarten. Mitunter können stattliche Moospolster entstehen. Diese sind für viele Tierarten ein ganz wichtiger Lebensraum. In einem Moospolster von nur 35 x 35 cm Fläche, fand der Biologe Dittmar auf einem Felsen in einem Sauerlandbach 4309 Tiere. Zu 35% handelte es sich um Zuckmückenlarven, zu 20 % um Köcherfliegenlarven, zu 14 % um Eintagsfliegenlarven, zu je 10 %  Steinfliegen- und Zweiflüglerlarven..

Brunnenlebermoos , Marchantia polymorpha
Feuersalamander Porträt

Der Feuersalamander, ein nächtlicher Jäger
Der Feuersalamander ist eine Charakterart der Buchenwälder im Nationalpark Kellerwald. Als Bewohner der Mittelgebirgsregionen findet er hier ausreichend Verstecke unter Totholz und insbesondere zwischen den Gesteinsklüften der beschatteten Blockhalden. Als feuchtigkeitsliebende Lurchart geht er nur in der Nacht auf die Jagd nach Bodeninsekten, Schnecken und Würmern. Zur Fortpflanzungszeit im März/April wandern die Weibchen nach rund achtmonatiger Trächtigkeitsdauer zu den Quellregionen der Bäche, um hier die fertigen Larven in das Bachwasser abzusetzen. Zunächst sind die Larven noch von den Eihüllen umgeben, die jedoch bei Wasserkontakt aufplatzen und die Larve freigeben. Die Larven  ernähren sich von kleineren Wasserinsekten und später auch von Bachflohkrebsen. In den Quellregionen sind sie vor Feinden wie der Bachforelle

sicher. Kommt es durch starke Niederschläge zur Abtriftung in den Bereich der Forellenregion, können sie zur leichten Beute werden. Wenn sie nach Abschluss ihrer Entwicklung das Gewässer verlassen, haben sie im Nationalpark Kellerwald die Chance ein Lebensalter von 20 Jahren und mehr zu erreichen und sich zahlreich fortzupflanzen

Feuersalamander verläßt seine Höhle im Wurzelstoch einer Buche Feuersalamander-Larve auf dem Bachgrund
Bachbegleitender Erlenbruchwald im Frühling

Bachbekleidender
            Erlenbruchwald
Dort wo die Forstwirtschaft nicht eingegriffen hat, wächst in den staunassen Bereichen, standortge- recht bachbekleidend die Schwarz- erle. Diese als Erlenbrüche bezeichneten Lebensräume sind durch eine charakteristische Pflanzengesellschaft gekennzeich- net. Im Frühjahr können wir hier das  Gegenblättrige Milzkraut, seltener auch das Wechselblättrige Milzkraut und das bestandsbildende Bittere Schaumkraut antreffen. Auf den staunassen Böden wachsen jedoch noch andere auffallende Pflanzenarten wie das gelb blühende Scharbockskraut, die Frühlings-Schlüsselblume, die Wasserschwertlilie und die Sumpf- dotterblume.

Wechselblättriges Milzkraut Gegenblättriges Milzkraut

.Neben den auf Feuchtigkeit spezialisierten Pflanzenarten bietet dieser Lebensraum auch einigen Tierarten eine gute Lebensgrundlage. So laichen schon im zeitigen Früh- jahr, Grasfrösche und auch Molche in den wassergefüllten Mulden, die durch Abtrennung vom Hauptarm des Baches entstanden sind. Der hohe Grundwasserstand verhindert ein frühzeitiges Austrocknen, wo- durch die schlüpfenden Qaulquappen die Chance bekommen sich bis zur Metamorphose entwickeln zu können. Auch von der Vogelwelt sind hier einige typische Vertreter anzu- treffen. In den Stockausschlägen abgebrochener Bäume nistet der Zaunkönig und in Höhlen morscher Erlenstämme brüten Sumpf- und Weidenmeise. Selbst Spezialisten wie die Waldschnepfe finden hier einen optimalen Lebensraum. Im feuchten, staunassen Boden erbeutet sie mit

Nündung der Bamfe in den Rückstau vor dem Edersee

ihrem langen Schnabel stochernd zahlreiche Würmer und Insektenlarven. Das Nest wird in einer flachen Mulde in der Laubschicht des Buchenwaldes angelegt. Durch seine tarnfarbene braune Gefiederzeichnung verschmilzt der brütende Vogel mit seiner Umgebung.

Grasfroschlaich in im Bereich einer trockenfallenden Altarmmulde Grasfrösche finden im feuchten Erlenbruchwald optimale Lebensbedingungen
In Höhlen morscher Erlenstämme brütet die Sumpfmeise Waldschnepfe drückt sich bei Gefahr aud den Boden und vertraut auf die tarnfarbene Gefiederzeichnung
Am Bach ruhendes Stockentenweibchen
Weibchen der Stockenten bei der Nahrungssuche
Wasseramsel
Gebirgsstelze

Die Stockente hält sich gerne in Wassernähe auf. An stehenden und auch langsam fließenden Gewässern ist sie anzutreffen. Selbst kleinste Tümpel werden von ihr genutzt. Zur Brutzeit im März-Juni wird das Bodennest in dichter Vegetation oft in Wassernähe angelegt und die 7 - 11 Eier innerhalb von 25 - 30 Tagen ausgebrütet. Weitere Vogelarten die an Kellerwaldbächen brüten, sind Gebirgsstelze und Wasseramsel. Beide Arten sind durch ihre Nahrungsbedürfnisse an den Lebensraum des Bachs gebunden. Dies zeigt sich auch dadurch, dass die Nester im unmittelbaren Uferbereich des Baches, nicht selten direkt über dem strömenden Wasser, angelegt werden.

Fotos und Copyright  Klaus Bogon
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