Feuchte Waldwiese bei Frankenau
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Frankenauer  
  Wiesen
Kahle Haardt

Wiesen verdanken ihre Entstehung dem Menschen. Vor über 7000 Jahren begannen die jungsteinzeitlichen Bauern mit der Umwandlung der Naturlandschaft zur Kulturlandschaft. Durch Auflichtung der Wälder schufen sie  anfangs noch kleine, später immer größer werdende Nutzflächen mit Acker- und Weideland. Viehweiden sind die ältere Form des Grünlandes, da sie unter dem Einfluß der Holzernde sowie durch Tritt und Verbiß des Viehs unmittelbar aus den natürlichen Wald- beständen hervorgingen. Wiesen konnten erst später entstehen, nachdem die Menschen die Geräte für eine großflächige Heuernte erfunden hatten. Die meisten Wiesen Mitteleuropas gibt es erst seit 1000 Jahren.

Blumenreiche Wiesen sind in unserer Landschaft selten geworden. Viele wurden in der Vergangenheit durch die Speziali- sierung in der Landwirtschaft umgebrochen und in Ackerland umgewandelt oder mit einer neuen Grassorte angesät, die ertragreicher ist bzw. besser für die Herstellung von Silagefutter geeignet scheint. Der Artenschwund von Wiesenpflanzen und Tieren ist danach kaum zu übersehen. Erfreulicherweise gibt es noch Gegenden wo die Wiesen größtenteils in ihrem ursprüglichen Zustand erhalten und genutzt werden.

Wiese ist nicht gleich Wiese. Je nach Lage und Bodenbeschaffenheit und abhängig von Nutzung und Alter setzt sich eine Wiese aus ganz verschiedenen Pflanzen zusammen, die ihr Aussehen bestimmen. Bei den um Frankenau vorkommenden Grünland muß unter drei Wiesentypen unterschieden werden

Nach abblühen des Scharfen Hahnenfußes oder des Löwenzahnes, erscheint die Fettweide für den Rest des Jahres im Einheitsgrün.

Fettweiden
Die Artenzusammensetzung ist auf einer Fettweide um 50% niedriger als bei einer Mähwiese. Insgesamt ist mit ca. 25 verschiedenen Pflanzenarten zu rechnen. Eine gute Nährstoffversorgung durch eine meist sehr reichlichen Düngung und die Selektion durch den Beweidungsdruck fördern nur bestimmte Pflanzenarten wie den Gemeiner Löwenzahn, Gänseblümchen, Weiß-Klee und Scharfer Hahnenfuß. Besonders auffallend ist dies im Frühjahr wenn die Fettweiden im Einheitsgelb hervorgerufen durch die Massenblüte von Löwenzahn oder Scharfen Hahnen erstrahlen.

Außer Hahnenfuß sind kaum andere Pflanzen in der Fettweide zu entdecken.
Eine Fettweide mit Löwenzahn liefert unzählige Samen, die der Wind in der Umgebung verbreitet.

Mähwiesen
Mähwiesen dienen in erster Linie der Winterfutterer- zeugung (Heu) und vertragen je nach Nährstoffverhältnis- sen 1 bis 3 Mahten. Das Arteninventar liegt bei ca. 50 Pflanzenarten und ist in der Zusammensetzung abhängig vom Standort, je nachdem ob sich dieser im Flachland, Mittelgebirge oder Hochgebirge befindet. Mähwiesen im Mittelgebirge wie sie um Frankenau zu finden sind haben je nach Düngungsgrad eine unterschiedlich reichhaltige Pflanzenwelt. Besonders die weniger nährstoffreichen Standorte glänzen durch eine üppige Vielfalt. In früheren Zeiten wurde den Mähwiesen durch jede Maht Nährstoffe entzogen, wodurch sie immer mehr ausmagerten und den Ertrag langfristig schmälerten. Diese Wiesen waren sehr Artenreich und kurzwüchsig. Heute werden die Wiesen

gedüngt, was den Pflanzenwachstum fördert, jedoch mit dem Nachteil das nicht verbrauchte Nährstoffe im Boden zu einer Nährstoffanreicherung führen die langfristig die Artenfülle stark vermindern.

Artenreiche, niedrigwüchsige Mähwiese mit Wiesen-Pippau, Magerite, Rotklee, Teufelskralle und Klappertopf

Die seltene Türkenbundlilie ist gelegentlich auch auf waldnahen Wiesen anzutref- fen.

Mageriten (Chrysanthemum leucanthemum) in einer Mähwiese
Wiesenflockenblume (Centaurea jacea) in der Mähwiese
Der gelbe Wiesen-Pippau (Crepis biennis)  hat eine weite Verbreitung und ist von der Ebene bis ins Gebirge zu finden. Geflecktes Knabenkraut (Dactylorhiza maculata). Gruppe in einer Mähwiese.
Großes Zweiblatt (Listera ovata), Blütenstand im Gegenlicht Die Wiesen-Knautie (Knautia arvensis) wird auch Acker-Witwnblume genannt. Geflecktes Knabenkraut (Dactylorhiza maculata) Blütenstand

Feuchtwiesen
Feuchtwiesen zeichnen sich durch einen hohen Grundwasserstand aus der bis einige Zentimeter unter die Bodenffläche reicht. Verschiedene Gründe können dazu führen. Die Wiese kann zum Beispiel in einer abflußlosen Senke liegen, in der sich von den umliegenden Hängen ablaufendes Niederschlagswasser ansammelt. Es kann aber auch sein dass sich in geringer Bodentiefe wasserdicht absperrende Schichten, zum Beispiel Festgestein, Ton  und schwerer Lehm befinden die besonders während der Niederschlagreichen Zeit für beachtliche Staunässe sorgen. Auch in der Nähe von Fließgewässern ist der Grundwasserspiegel sehr hoch, sodass auch hier mit feuchten Wiesen zu rechnen ist.

Im zeitigen Frühjahr läßt sich eine Feucht- oder Naßwiese schon aus weiter Ferne erkennen, wenn ihre Kennart, die Sunpfdotterblume ihre glänzenden dunkelgrünen Blätter in großen Büscheln ausgebildet hat und fast gleichzeitig in voller Blüte steht.Außer der Sunpfdotterblume werden auch das Wiesen-Schaumkraut, Herbst-Zeitlose, Scharbbockskraut, Schlangen-Knöterich, Kuckucks-Lichtnelke und Sumpfkratzdistel um nur einige zu nennen, als Kennarten der Feuchtwiesen angesehen. Von den Orchideen ist das selten gewordene Breitblättrige Knabenkraut auf diesen Biotop angewiesen. Im Frankenauer Raum ist diese schöne Pflanze jedoch noch öfters anzutreffen.

Feuchtwiese bei Frankenau
Sumpfdotterblume (Caltha palustris)
Bestand der Sumpfdotterblume bei Frankenau
Der Schlangen-Knöterich (Polygonum bistorta) bevorzugt feuchte Bergwiesen Die Herbstzeitlose (Cakchicum autumnale) blüht im Herbst auf  Feuchtwiesen. Die walnußgroße  Fruchtkapsel erscheint jedoch erst im Frühjahr des folgenden Jahres.
Das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis)  wächst auf Feuchtwiesen und Niedermooren. Diese Art ist auf den Frankenauer Wiesen noch anzutreffen. Wollgräser sind typisch für Feuchtwiesen, sind jedoch vielerorts verschwunden.

Blumenreiche Wiesen, sind Insekten-Wiesen

Männchen des Aurorafalter saugt an Wiesenschaumkraut Nektar.

Bereits im April, zum Beginn der Wiesenschaumkrautblüte fliegen die ersten, aus den überwinternden Puppen geschlüpften, Aurorafalter. Das Wiesenschaumkraut stellt für sie eine wichtige Nahrungsquelle da und wird zusammen mit der Knoblauchsrauke auch zur Eiablage genutzt. Nur die Männchen fallen bei dieser Art durch die Orangefärbung auf der Ober- und Unterseite der Flügelspitze auf, dem Weibchen fehlt diese markante Färbung.

Ein Schachbrettfalter wurde von einer auf Ziest lauernten Krappenspinne überwältigt.

Der Gemeine Heufalter (Colias hyale) gehört zu den Gelblingen wie unschwer zu erkennen ist.Die Eier werden auf verschiedenen Klee- und Wickenarten abgelegt. Die Falter saugen an den verschiedensten Wiesenpflanzen wie der Wiesen-Flockenblume, Wiesen-Knautie, Tauben-Skabiose und  Dost.

Gemeiner Heufalter oder  Goldene Acht (Colias hyale) bei der Kopula.

Ein ebenfalls markant gezeichneter Falter ist der Schachbrettfalter der durch seine schachbrettartig gefleckten Flügel (Ober- und Unterseiten) kaum mit einer anderen Art verwechselt werden kann. Die Raupen ernähren sich ausschließlich von ver- schiedenen Gräsern die sie auf ungedüngten Wiesen finden. Der Falter gilt als guter Indikator für negative Folgen der Grünlandintensivierung. Der auf dem Bild oben zu sehende Schachbrettfalter wurde beim Versuch an den Blüten des Heisziests zu saugen, von einer Krappenspinne (Thomisus onustus) überwältigt. Krappenspinnen lauern vorzugsweise auf blühenden Pflanzen, Ihre Färbung passen sie der Blütenfarbe an. Sobald sich ein Insekt der Blüte nähert, greift sie blitzschnell mit den vorderen Beinpaaren zu und versetzt der Beute einen Giftbiss der unmittelbar wirkt. Selbst mit Stachel bewehrte größere Insekten wie Bienen, Wespen und Hummeln haben kaum eine Chance, der Spinne zu entkommen.

Wespenspinne (Argiope bruennichi)  mit Grashüpfer als Beute

Eine Bewohnerin langrasiger Wiesen ist die Wespenspinne (Argiope bruennichi) die auch Zebraspinne ge- nannt wird. Diese auffallend schwarz- gelb gezeichnete große Radnetzspinne ist erst vor einigen Jahren aus südöst- licher Richtung eingewandert und zurzeit in ganz Nordhessen verbreitet. Das Radnetz wird dicht über den Boden gebaut und  durch ein weißes

 weißes Zickzackband (Stabiliment) gekennzeichnet . Zur Hauptbeute  dieser schönen Spinnenart gehören Grashüpfer. Deshalb ist sie besonders auf heuschreckenreichen Wiesen anzutreffen. Bleibt ein Beutetier im Netz der Spinne hängen, so wird es blitzschnell von der Spinne gepackt und nach Radnetzspinnenart mit Seidengespinnst eingewickelt. Ist die Spinne hungrig, so beginnt sie bald die Beute auszusaugen. Bei reichlichem Nahrungsangebot wird das eingewickelte Beutetier am Netz befestigt und dient nun als lebende Konserve. Im Verhältnis zum Weibchen  ist das Wespenspinnen  Männchen von winziger Gestalt.
Einzigartig ist der braune wallnussgroße Kokon der um das Gelege gesponnen wird. Die Jungspinnen die noch im Herbst aus den Eiern schlüpfen sind durch feinste Fadenwatte gegen die Einflüsse der Winterwitterung geschützt. Erst im Frühjahr verlassen sie den Kokon um sich in der Umgebung anzusiedeln oder durch Fadenflug neue Gebiete zu erobern.

Die Trichternetzspinne (Agelena lapyrinthica) lauert  in der Röhrenmündung auf Beute.

Zwischen den Gräsern dicht über dem Boden, baut die zur Familie der Trichterspinnen zählende Labyrinthspinne ihr weit ausladendes Trichternetz..

Wespenspinne bewacht den in der Nacht gefertigten Eikokon.
Wiesengrashüpfer (Chorthippus dorsatus) sitzt an Binsenhalmen in einer Feuchtwiese.

Heuschrecken und Grashüpfer gehören zu den charakteristischen Tierarten von Wiesen. Der Wiesengrashüpfer (Chorthippus dorsatus) bevorzugt mäßig feuchte Wiesen und Streuwiesen. Der aus kurzen kratzenden Tönen bestehende Gesang ist ab Juli zu vernehmen. Weit hörbar ist der Gesang (lautes Schwirren) der Zwitscherheuschrecke (Tettigonia cantans), die mit bis zu 33 mm Körperlänge zu den großen Arten zählt. Im Bergland ist sie nicht selten und auf fast allen Wiesen anzutreffen.

Weibchen der Zwitscherheuschrecke frißt die noch weichen Samen einer Distel.

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